Die ARCHE hält ganzheitlich orientierte Beratungs-, Betreuungs- und Aktivierungsangebote vor. Die einzelnen Sparten arbeiten intensiv miteinander; sie befinden sich in permanentem fachlichen Austausch. So ist es möglich, innerhalb der Module zu wechseln, falls dies dem Wohl des jungen Menschen dienlich ist.
Koordiniert wird die ARCHE e. V. von einer zentralen Verwaltungsstelle in Keltern-Weiler aus. Als Freier Träger kooperiert die ARCHE mit zahlreichen Behörden der Öffentlichen Hand, namentlich Jugendämtern und Schulen der Region. Die Satzung folgt den Bestimmungen des Vereinsrechts.
Die ARCHE bringt Menschen zusammen. Kinder und Jugendliche, die in ihrer Entwicklung gehemmt oder gestört sind, treffen auf engagierte Erwachsene, die ihre Fähigkeiten nicht verkümmern lassen, sondern produktiv und kreativ einsetzen wollen. Als Scharnier fungieren Fachkräfte mit spezifischer Ausbildung, die den Prozess begleiten und betreuen.
Gemäß dem Stichwort „Arche,“ spielen Flora und Fauna eine wichtige Rolle im Konzept. Zumeist fehlt Kindern und Jugendlichen heute der heilsame Zugang zu „natürlichen“ Lebensformen. Im Kontakt mit Tieren und Pflanzen erleben viele eine Freilegung innerer Reserven. Ein Kind, das mit dem Computer spielt, vermeidet dadurch evt. Langeweile; ein Kind, das mit einer Ziege spielt, ist glücklich.
Doch nicht nur die Teenager, die den Weg in die ARCHE finden, erfahren anregendes und entspannendes Miteinander; auch die freiwilligen Helferinnen und Helfer erhalten neue, sinnvolle Aufgaben – und nicht selten entscheidende Perspektiven für ihr eigenes Leben. Das will die ARCHE: Ressourcen aufdecken, Begabungen fördern, Defizite im Austausch miteinander beheben. Ungenutzte Potenziale machen depressiv, aktiver Einsatz füreinander stimmt optimistisch.
ARCHE – ZUSAMMENFASSUNG
Das Netzwerkmodell ARCHE (gr. Ursprung, Anfang), initiiert von Heiderose Manthey, hat eine Kooperationsinitiative gestartet, die Kindern und Jugendlichen – und darüber hinaus den beteiligten Erwachsenen – Anregung, Perspektiven und neuen Lebensmut eröffnet. Im Gegensatz zum herkömmlichen System der Kinder- und Jugendhilfe arbeitet die ARCHE multioptional, interdisziplinär und flexibel. Individuelle Selbsthilfepläne werden je nach Bedarf konzipiert: Lernprogramme und Elterngespräche, Hausaufgabenhilfe und systemische Beratungen, motivierende Tätigkeiten in den verschiedensten Sparten der Künste, Kennenlernen von Handwerk und Landwirtschaft, Aufenthalte in Seminaren und Schutzeinrichtungen, Unterstützung in sämtlichen Lebensbereichen (...) stehen für die jungen Menschen bereit.
Dabei legt ARCHE größten Wert auf höchste Qualifikation ihrer MitarbeiterInnen und Kooperationspartner. Einen Schwerpunkt bilden Projekte im Kontext weitgehend belassener Naturprozesse; Elemente aus Waldpädagogik und tiergestützter Therapie eröffnen erfreuliche Entwicklungsmöglichkeiten. Von besonderer Wichtigkeit erscheint die Einrichtung einer Notschlafstelle für Jugendliche in gefährdenden Situationen. Auch im Rahmen der Schulsozialarbeit entfaltet die ARCHE motivierende Angebote.
ARCHE – DIE KUNST DER ANFÄNGE
Kinder brauchen Freiräume, Anregungen und Grenzen. Belastete, vernachlässigte, unglückliche Kinder brauchen mehr Anregungen und deutlichere Grenzen. Die Folgerungen aus dieser schlichten Überlegung sind gleichwohl hoch komplex. Betrachten wir die Mittel und Methoden, derer sich die Kinder- und Jugendhilfe gemeinhin bedient, um aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen zu begegnen, so drängt sich der Eindruck auf, das Gebäude habe mehr Lücken als Säulen – oder anders ausgedrückt: einer Springflut kommt man mit einem Wischmopp nicht bei. ADHS und angrenzende Verlegenheitsdefinitionen einer Kulturkrankheit, stets von neuem in den Symptompool eingespeist, verweisen auf einen Bedeutungszusammenhang, dem Profiteure (Pharmaindustrie, Professionelle) und Stigmatisierte (Kinder) in Zwangsgemeinschaft zugehören.
Andererseits besteht kein Anlass, in Kulturpessimismus zu verfallen. Indessen überkommene Wertesysteme zusammengebrochen sind und noch keine neuen diesen Verlust auszugleichen vermochten, haben an den Rändern der Gesellschaft Prozesse stattgefunden, die der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen weitaus eher zugute kommen als monoton wiederholte Leistungsakklamationen. ARCHE verfolgt das Programm einer doppelten Reintegration: Früh Desillusionierte, vermeintlich Chancenlose, stigmatisierte Arbeitsmarktverlierer lernen Fertigkeiten, Wertmaßstäbe, biographische Verheißungen kennen – nicht selten von eben denjenigen, deren Befähigungen gesellschaftlich häufig unterbewertet werden: Künstler, sozial Arbeitende, Handwerker in Traditionsberufen, Entwickler, Ideengeber, Energiearbeiter, Bauern, Lebenskünstler...
Ein erweitertes Verständnis von Ressourcenorientierung impliziert die Notwendigkeit, nicht nur bei den „Betroffenen,“ sondern im gesamten Umfeld – auch der Helfersysteme – nach geeigneten Unterstützungen und Fördermöglichkeiten zu suchen.
Für das Kooperationsmodell ARCHE stellt sich zunächst nicht die Frage, welche exotisch-innovativen Trainingsmethoden und Medikamenten noch entwickelt werden müssten; vielmehr liegen Aktivitäten in möglichst naturbelassenen Systemen in jeder Hinsicht näher.
Mit anderen Worten: Es ist alles schon da, was benötigt wird. Das Herzstück bildet zurzeit das Waldpädagogische Projekt in Dietenhausen – inklusive begleitetem Kontakt mit Weidetieren. „Ziegen statt Delphine“ könnte das Motto lauten. Wobei selbstverständlich nichts gegen die heilsame Wirkung des Umgangs von Kindern mit freundlichen Meeresbewohnern gesagt werden soll; manchmal jedoch können vergleichbar positive Ergebnisse auf weitaus weniger spektakuläre, dabei ebenso faszinierende Weise erzielt werden.
Dieser Ansatz basiert keineswegs auf naiver Naturidealisierung, sondern auf präziser Beobachtung und viel Erfahrung.
Ferner konnte die Einrichtung einer Notschlafstelle in Ottenhausen vorangetrieben werden – eine Maßnahme von höchster Dringlichkeit. Denn nicht nur in Metropolen geraten Jugendliche in ausweglos scheinende Situationen. Die Notschlafstelle bietet ihnen eine unbürokratische Anlaufstelle; insofern ist ihr eindeutig eine selbstgefährdungspräventive Funktion zuzuschreiben.
V.i.f.: vernetzt, individuell, flexibel arbeitet ein inhaltlich weitgespanntes Geflecht motiviert-motivierender Fachleute mit Herz und Verstand zusammen, um Alternativen zu zunehmend sozialdarwinistisch dominierten Bildungskonzepten aufzutun. Lücken zwischen amubulanten und stationären Hilfen werden geschlossen, interdisziplinäre Sichtweisen erarbeitet. Auf der Basis pädagogisch-emanzipatorischer Ansätze wird der Versuch unternommen, Erwachsenwerden als Faszinosum zu vermitteln. Hauptamtliche Professionelle koordinieren die umfangreiche Arbeit der Ehrenamtlichen.
In erster Linie geht es nicht um Karriere; denn auch der erfolgreiche Karrierist gerät in prekäre Sinnkrisen, sobald sich ihm die Frage stellt, was er mit seinem angehäuften Kapital auf Dauer anfangen soll. Nichts Geringeres erstrebt ARCHE als die Vermittlung eines tätig-solidarischen Lebensgefühls, einer Grundhaltung der Anteilnahme und Mitgeschöpflichkeit, ohne die jegliche Pädagogik kalt, funktional – und letzten Endes destruktiv wäre.
ARCHE – EIN MULTIOPTIONALES NETZWERK
In einem ersten Schritt begann ARCHE mit
Hausaufgabenbetreuung
Einzelberatung zur Lernoptimierung
Verbesserung von Arbeitstechniken und Verhalten
Elterngesprächen und Kooperationen mit Schulen, Ämtern, etc.
Erste Kooperationspartner sind
„Pfefferling“, Kultur- und Jugendverein Keltern e.V.
Verein für Schüler- und Jugendarbeit e.V.
Johannes-Kepler-Grundschule Ellmendingen
Wald- und Tierpädagogik Dietenhausen
Handgebende weitere Kooperationsglieder:
Tagesgruppe Ottenhausen (Nachmittagsbetreuung, Essen, Hausaufgabenbetreuung, Notschlafstelle „Beim Bären“, Pforzheim)
Forstkonzept Waldpädagogik
Sozialstation Keltern
Bürgermeisteramt Keltern
Landratsamt Pforzheim
Nächstfolgende Kontakte:
GHWRS Dietlingen
GHWRS Wilferdingen
GHWRS Straubenhardt
ARCHE sammelt die Ressourcen unterschiedlichster kreativ und produktiv tätiger Menschen im Umkreis aus den Sparten
Bildende Kunst
Musik
Sozialpädagogik
Theaterarbeit
Energiearbeit
Architektur
Handwerk
Medizin
Holz- und Waldarbeit
Landschaftsgestaltung
Ökologische Landwirtschaft
Psychologie
Hotel- und Gaststättengewerbe
Projektplanung
Haushaltsführung
Finanzwesen (...)
ARCHE – DAS ANGEBOT
Aufgrund der Vielzahl und Vielgestalt der Kontakte, bietet ARCHE ein Angebot, das nahezu für jedes Interessengebiet etwas Ansprechendes parat hält bzw. neue Interessenlagen zu schaffen angetan ist.
Neben den oben erwähnten Tätigkeitsgebieten im Rahmen der Hausaufgabenhilfe und des Lerntrainings sind in sämtlichen unter „Netzwerk“ aufgeführten Sparten individuell zugeschnittene Einheiten organisierbar.
Die meisten noch einmal zusammengefassten Angebote befinden sich bereits im Durchführungsstadium bzw. es liegen abgeschlossene Konzepte vor.
Es muss erwähnt werden, dass sich ARCHE als „work in progress“ versteht: Das sich permanent erneuernde Konzept zeigt sich in hohem Maße aufnahmebereit für neue Ideen.
Nicht mehr taugliche oder nicht mehr durchführbare Module werden aus dem Programm genommen.
Als ganzheitlich orientiertes Interventionsprogramm läuft ARCHE nicht Gefahr, in der Varität der Angebote den Überblick zu verlieren; im Gegenteil, nur eine größtmögliche Vielfalt eröffnet dem Einzelnen Wahlmöglichkeiten und individuell adäquate Förderung.
Ambulante Erziehungshilfe (SPFH, Erziehungsbeistandschaft etc., geleistet von Dipl. SA/SP)
Flexible Hilfen (Neukonzeption flexibler Jugendhilfemaßnahmen: L.EA (Lebensschule / Elternausbildung), IGLU (Betreutes Familienwohnen), Beratungshotline, BBiMM!! (Basisbedürfnisse integrierendes Multifunktionsmobil), Aufsuchende Familientherapie)
Waldpädagogische Einheiten
Schulsozialarbeit / Angebote in Ganztagsschulen
Notschlafstelle / Tagesstätte
Musiktherapie / Kunsttherapie / Tanztherapie
Praktika / Hospitanzen / Einführungskurse in den oben erwähnten Berufssparten
Erlebnispädagogische Maßnahmen, naturkundliche Erlebnistouren
Alternativmedizinische Betreuung
Entspannungstraining, fernöstliche Heilmethoden
Philosophie mit Kindern und Jugendlichen (...)
ARCHE – DER WEG HINEIN
Die ARCHE hat mehrere Zugänge:
Jugendämter (§§ 27 ff. SGB VIII)
Selbstmelder, Schulen, Kindergärten, Ärzte... über Jugendämter
Privatinteressierte (Tarife je nach Einzelfall)
Berufsbildende, Ausbildungsstätten, Einzelpersonen, Gruppen
Bei Interesse bitte Kontaktadresse anschreiben bzw. anrufen.
ARCHE – PÄDAGOGISCHE HINTERGRÜNDE
Eine Vielzahl der Beteiligten des ARCHE-Kooperationsmodells steht in der pädagogischen Arbeit bzw. verfolgt die fachliche Diskussion intensiv. Insofern ergibt sich die Wichtigkeit der pädagogischen Grundlagen für den ARCHE-Entwurf, die Präferenz für emanzipatorische Konzepte von selbst. Spätestens seit den Bemühungen der Reformpädagogik liegt ein Instrumentarium zutage, das bislang nur in Einzelfällen Umsetzung erfahren hat, praktizierten Modellen gleichwohl weit überlegen ist.
Der Heidelberger Motivationsforscher Felix von Cube untersucht die Bedingungen produktiver Leistung und stellt heraus, dass nur „Flow-Erlebnisse“ ethisch wie ökonomisch gewollten Zielen entsprechen. Es ist die Aufgabe der Entscheidungsträger, der jeweils nachwachsenden Generationen die Möglichkeit zu eröffnen, freiwillig und mit persönlichem Gewinn an geistigen wie materiellen Produktionsprozessen teilzuhaben. Einseitig profitorientierter Druck erweist sich als ebenso schädlich wie nivellierende Verwöhnung.
Natorp und Gadamer, die Grundlegendes für Pädagogik und Hermeneutik geleistet haben, betonen die Vorrangigkeit der Selbsterziehung. Pädagogen sind motivierende, doch zurückhaltende Begleiter in einem Prozess, der ein Höchstmaß an Autarkie und Entdeckerfreude evoziert. In diesem Sinne sind auch Hartmut von Hentigs Versuche zu verstehen, geeignete „Bildungsanlässe“ zu definieren, wo Schülerinnen und Schüler positive Weisen der Aneignung von Wissensgütern entwickeln können.
Hans Joas fragt nach der Möglichkeit, gewünschte Werte wie Solidarität und Selbstdistanzfähigkeit dauerhaft zu implementieren, während Ingensiep den ethischen Rahmen auf das Insgesamt der Lebensformen ausdehnt: Nur eine allgemeine, wenngleich subjektiv empfundene Mitgeschöpflichkeit kann Grundlage einer geistigen Neuentwicklung sein, die dem Fortbestand der menschlichen Gemeinschaft Chancen eröffnet.
Konzeptentwurf: Johannes Hucke, Autor, Dipl. soz. Päd., Leiter des Karlsruher Kinder Theaters, Beauftrager der Yehudi-Menuhin-Stiftung